Das Weihnachtstreffen

von Andrea Schober

eine besinnliche Yoga Weihnachtsgeschichte

ideal für Yogalehrer zum Vorlesen in einer Weihnachtsyogastunde als Traumreise zur Schlussentspannung

Peter, Wolfgang, Rudi und Ralf waren seit Studienzeiten beste Freunde. Sie hatten vor 30 Jahren in München zusammen Informatik studiert und nach dem Studium wurden sie in alle Himmelsrichtungen verstreut. Wolfgang zog in den hohen Norden nach Hamburg. Rudi fand eine Stelle in Dresden und hatte sich dort niedergelassen. Ralf lernte eine Freundin aus Aachen kennen und wurde hier sesshaft. Nur Peter blieb in München. Anfangs trafen sie sich noch öfters. Doch das ließ mit der Zeit nach. Jeder hatte mehr und mehr sein eigenes Leben gelebt. Ab und zu telefonierten sie noch zusammen oder schrieben sich per WhatsApp eine Nachricht. Doch auch das wurde weniger.

Eines Abends in der Adventszeit klingelte bei Peter das Telefon. Er nahm den Hörer in die Hand und meldete sich mit „Peter Geller“.
„Hallo Peter“, sprach jemand am anderen Ende der Leitung, “ hier ist der Ralf!“.
„Hallo Ralf!“ freute sich Peter „schön dass Du anrufst!“

“ Ja, wir haben schon lange nichts mehr voneinander gehört“, meinte Ralf und er fuhr fort: “ Eigentlich schade, wir haben früher so viel zusammen unternommen und immer viel Spaß miteinander gehabt!“ dabei hatte seine Stimme einen traurigen Unterton.
“ Ist etwas bei Dir nicht in Ordnung?“ fragte Peter.
Ralf schwieg ein paar Sekunden. Dann holte er tief Luft und schließlich sprudelte es aus ihm heraus: „Monika ist fort. Sie hat mich vor ein paar Tagen verlassen. Sie hat wohl einen Neuen. Jetzt nach fast 30 Jahren ist sie einfach gegangen!“

Peter war ganz sprachlos. Er war wie vom Schlag getroffen, brachte dann aber doch noch etwas heraus: „Wie kann das denn sein? So von heute auf morgen? Hast Du denn gar nichts gemerkt?“
Ralf meinte: „Ich hatte in den letzten Jahren immer mehr auf der Arbeit zu tun. Ich bin oft erst spät abends nach Hause gekommen. Ja und dann bin ich auch drei Mal in der Woche nach der Arbeit zum Sport gegangen. Ich brauchte abends immer noch etwas Bewegung nach 9 oder 10 Stunden im Büro.“
Peter war erstaunt: Ich wusste gar nicht, dass Du so gestresst bist? Und was hat Monika abends gemacht?“
Ralf dachte nach: „Früher hatte sie oft ferngesehen, aber in der letzten Zeit war sie abends auch öfters weg. Sie hat mir hinterher erzählt, dass sie sich mit einer Freundin getroffen hatte oder bei einem Frauenabend war.“ „Na ja, das war dann wohl nicht immer so!“ stellte er mehr für sich selber fest.

Peter hatte großes Mitgefühl mit Ralf und meinte „Das tut mir echt leid für Dich. Kann ich Dir irgendwie helfen?“
Ralf wurde immer trauriger und Tränen liefen ihm über die Wangen: „Ich weiß es nicht! Ich stehe hier in einer leeren Wohnung. Dabei hatte Monika noch vor zwei Wochen alles so liebevoll geschmückt: Gestecke aus Tannengrün, Kerzen, ein mit roten Kugeln verzierter Adventskranz.“ „Jetzt stehe ich hier kurz vor Weihnachten im Glanz der Weihnachtskerzen und fühle mich so alleine wie nie in meinem Leben!“
Peter versuchte ihn zu trösten, aber was sollte man da für Worte finden, um einem Menschen wieder Trost und Hoffnung zu geben. Plötzlich hatte er eine Idee, die zwar nicht Ralfs Probleme lösen würden, aber ihm vielleicht etwas über seine Einsamkeit hinweghelfen könnte.
Er sagt zu Ralf: „Was hältst Du davon, wenn wir vier von damals uns noch mal an Weihnachten treffen? Wolfgang, Rudi und ich, wir sind ja ohnehin Singles und wir haben uns so lange nicht mehr gesehen. Ich würde die beiden anrufen. Dann kommt ihr alle nach München in meine Studentenbude und wir feiern zusammen.“

Ralf wusste nicht, ob das bei seiner Stimmung eine gute Idee war, willigte aber ein.
Am Heiligen Abend war es dann so weit. Peter hatte sogar einen Tannenbaum besorgt. Nacheinander trudelten die drei Freunde bei ihm ein. Ralf war froh wenigstens nicht alleine in seinem großen Haus sitzen zu müssen.
Peter ließ sie alle im Wohnzimmer Platz nehmen. Wolfgang und Rudi merkten, dass es Ralf nicht so gut ging, wollten ihn aber nicht gleich mit Fragen überfallen. So erzählten sie sich zunächst gegenseitig Neuigkeiten von ihrer Arbeit. Peter stellte einen Weihnachtsstollen auf den Tisch und zündete die Lichter vom Tannenbaum an. Jeder bekam ein Glas Wein und das Gespräch kam auf die gemeinsamen Erlebnisse zu Studentenzeiten. Rudi meinte: „Wisst ihr noch, wie Peter früher in seinem jugendlichen Leichtsinn im vollbesetzten Hörsaal seine Brötchentüte unter der Bank aufgepustet und zerplatzt hatte? Das war ein so lauter Knall, dass sogar der Professor Höcker vorne an der Tafel ganz erschrocken zusammenzuckte. Ralf bekam ein Grinsen auf seinem Gesicht und die anderen lachten lauthals. Professor Höcker war so wütend, dass er uns drohte „Wenn ich den finde, der das gemacht hat, den werde ich mir vorknöpfen!“
Es wurden so manche Anekdoten erzählt und Ralf wachte mehr und mehr aus seinen trüben Gedanken auf. Er lachte immer mal wieder mit den anderen. Als das Eis etwas gebrochen war, sprach Wolfgang ihn an: “ Was ist denn nur los mit Dir? so kennen wir Dich ja gar nicht!“

Ralf stutze erst, dann erzählte er euch den beiden anderen Freunden die ganze Geschichte!“
Alle waren bestürzt darüber, dass Monika Ralf so plötzlich verlassen hatte.
Wolfgang meinte: “ Ihr wart doch mal so ein verliebtes Paar und habt auch so gut zueinander gepasst. Ihr seid zusammen wandern gegangen oder Rad gefahren, seid oft zusammen verreist, hattet ein schönes Haus. Ich hätte nie gedacht, dass Euch so etwas passiert!“
Peter antwortete: „Es war wohl die Arbeit. Ich habe einfach zuviel gearbeitet! Mein Kopf war so zu, dass ich abends kaum an etwas anderes denken konnte!“
Wolfgang sagte: „Hast Du es schon mal mit Yoga versucht? Ich habe auch viel zu tun auf der Arbeit. Was mir hilft ist, dass ich einmal Mal in der Woche Yoga mache. Natürlich nimmt das auch wieder Zeit in Anspruch. Aber ich kann so auch schneller abschalten und habe den Kopf frei für andere Dinge.“
Was macht Ihr denn beim Yoga? fragte Peter interessiert.
Wolfgang antwortete: Verschiedene Yoga-Übungen, Asana genannt, die Körper und Seele gut tun. Yoga ist Sport und Entspannung, Fitness und Ruhe zugleich.
Als Aufwärm-Übung beginnen wir meistens mit dem Sonnengruß!“

Wolfgang stellte sich hin, legte beide Hände vor den Brustkorb und atmete aus.
Dann atmete er ein und streckte beide Arme nach oben. Er führte ihnen die ganze Übung vor!“.
Die drei Freunde schauten ihm dabei interessiert zu.
„Diese Yoga-Übung harmonisiert und gibt Selbstvertrauen,“ fügte er hinzu. „Wenn ihr wollt kann ich Euch auch ein paar Yoga-Positionen zeigen, die ihr gleich mitmachen könnt.“
Der Raum war zwar etwas klein, aber sie probierten es trotzdem. Wolfgang zeigte ihnen das Dreieck, den Stuhl, die Vorwärtsbeuge, den herabschauenden Hund sowie die Kombination Katze-Kuh und sagte ihnen, worauf sie achten sollten.
Auch Ralf machte die Übungen mit und wunderte sich, dass wenn er sich auf seinen Körper konzentrierte und bei sich war, seine traurigen Gedanken zeitweise nachließen.



Anschließend nahmen sie wieder Platz und Wolfgang meinte zu Ralf: „Schau doch einfach mal im Internet nach, wo in Deiner Nähe ein Yoga-Studio ist. Dort kannst Du sicher mal eine Probestunde mitmachen und schauen, ob es Dir gefällt!“
Ralf entgegnete: “ Das ist eine gute Idee von Dir. Ich werde stattdessen eine Sportstunde in der Woche auslassen und mich an Yoga probieren. Immer nur auspowern, das ist für mich gerade jetzt sehr anstrengend.“
Wolfgang fragte: „Bist Du denn mit Deiner Arbeit außer den vielen Überstunden ganz zufrieden?“
Ralf überlegte einen Moment: „Eigentlich ist es immer ziemlich stressig. Häufig müssen Termine eingehalten werden und wir sind sehr knapp besetzt. Aber es geht ja immer nur um maximalen Gewinn und Stellen sollen eingespart werden.“
Peter meinte: “ Willst Du Dich denn wirklich so ausnehmen lassen? Du bist doch gut in Deinem Beruf und hast viel Erfahrung.“
Rudi fügte hinzu “ Außerdem werden in der IT-Branche immer gute Leute gesucht. Vielleicht findest Du einen angenehmeren Arbeitsplatz, dass Du privat auch etwas mehr für Dich tun kannst!“

Ralf erwiderte: „Darauf hätte ich früher kommen sollen. Jetzt ist doch schon das Wichtigste verloren, was ich hatte.“
Weißt Du das denn genau?“, fragte Rudi, „Vielleicht wollte Monika nur so nicht mehr mit Dir zusammen leben? Ruf doch mal Monikas beste Freundin an. Vielleicht weiß sie genaueres.“
„Jetzt?“ fragte Ralf, “ am Heiligen Abend?“ „Natürlich, wann sonst?“ munterte ihn Wolfgang auf, „Sie ist doch keine Fremde! Gewissheit ist immer besser als jede Ungewissheit.“
Es war 8 Uhr abends und Ralf wählte mit zittrigen Fingern die Telefonnummer von Monikas Freundin Beate.

Beate ging ans Telefon und meldete sich mit „Steiner“. “ Hallo Beate, hier ist Ralf“ entgegnete ihr Gegenüber, „Entschuldige bitte, dass ich Dich heute störe! Aber weißt Du, wo Monika ist?“
Es folgte ein Moment des Schweigens, dann flüsterte Beate ins Telefon: „Sie sitzt hier bei mir und heult sich die Augen aus! Am Montag kam sie bei mir mit Sack und Pack an und sagte, es hätte keinen Zweck mehr!“
“ Was, sie ist bei Dir? Hat sie denn keinen neuen Freund?“ fragte Ralf vorsichtig.
„Nein, sie fühlt sich aber unendlich einsam!“ meinte Beate.
Ralf fiel ein tonnenschwerer Stein vom Herzen. Er war außer sich vor Erleichterung und Freude.

„Ich geb‘ sie Dir mal!“ sagte Beate.
Die beiden sprachen miteinander. Ralf entschuldigte sich bei Monika, dass er sich so wenig Zeit für sie genommen hatte und dass er vieles ändern wollte. Sie redeten und redeten und wären sich am liebsten wieder verliebt in die Arme gefallen.
Anschließend fühlte sich Ralf ganz gelöst. Er dankte seinen Freunden für ihre Hilfe.
Nun war endlich der Knoten geplatzt und sie verbrachten zusammen noch einen wunderschönen Weihnachtsabend.
Als er sich am nächsten Tag verabschiedete, umarmte er seine Freunde mit den Worten: „Ihr seid die besten Freunde, die ich mir wünschen könnte und dafür danke ich Euch!
Ich werde mein Leben ändern! Ich weiß jetzt, dass ich eine Chance habe, mit vielen Dingen noch mal neu anzufangen. Monika und ich wollen wieder besser aufeinander achten und mehr für einander da sein.“
„Und das mit dem Yoga werde ich auch ausprobieren“ zwinkerte er Wolfgang zu.

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