Lux und der Weihnachtswolf

Barbara Pronnet

Lustige Hundegeschichte

Lux ist der ängstlichste Promenadenmischlingshund. Hundegeschichte zu Weihnachten für Kinder und Erwachsene

Seit ich in der Stadt studierte, besuchte ich meine Familie regelmäßig alle paar Monate und natürlich zu den Feiertagen. Weihnachten wurde bei uns auf dem Bauernhof richtig traditionell gefeiert. Papa holte den Baum aus dem Wald, wir kochten die Tage richtig auf und sangen nach der Bescherung Weihnachtslieder.
So der Plan, aber dieses Mal kam eine kleine tierische Weihnachtsüberraschung dazwischen.

Als ich am 24.12. Nachmittags zu Hause ankam, war alles dick verschneit und der heiße Kakao stand schon für mich bereit. Mama und Oma hatten Streuselkuchen gebacken und wir saßen am Esstisch und freuten uns auf die Feiertage. „Ganz schmal ist sie in der Stadt geworden“ begutachtete mich die Oma. Ich sah’s als Kompliment für meine Figur und drückte ihre faltige Hand.
Der Christbaum stand schon wunderbar geschmückt im Wohnzimmer und wartete auf seinen großen Abend.


Besonders freute ich mich auch immer auf Lux, unsere Promenadenmischung. Er war eine Kreuzung zwischen Schäferhund und Labrador und er war der ängstlichste Hund auf dem Planeten.
Lux wollte nicht draußen schlafen, lag am liebsten mit im Bett oder darunter.
Er meldete keine Besucher an, sondern schwänzelte freudig wenn ein Fremder den Hof betrat.
„Wenn der Einbrecher kommt, sind wir alle verloren“
Papa hatte Lux bereits aufgegeben, er taugte auch nicht als Jagdhund.

Er war mein Schmusebub.
Ich liebte ihn über alles. Ich streichelte sein braunes Fell und seine treuherzigen Augen ließen mich dahin schmelzen. „Wir gehen dann noch Gassi, Lux, gleich wenn ich hier fertig bin“.
Ich freute mich auf einen ausgedehnten Spaziergang mit ihm durch den tiefen Schnee.
„Wir haben angeblich einen Wolf in der Gegend. Gesehen hat ihn noch keiner aber es gibt eindeutige Spuren“. erzählte mir Mama.

Weihnachtswolf

„Echt, wow, find ich klasse. Das hat was Gruseliges“. Ich fand Wölfe super und würde zu gern mal einen sehen. Aus der Ferne wohl gemerkt.
„Gell Lux, alter Junge du würdest mich schon beschützen“ Lux drückte sich mit seinem warmen Körper an mein Bein. Wir lachten alle.
„Verlass dich bloß nicht auf ihn“, meinte Papa mit Blick auf seinen treuen Hund.
Lux stieß eine leises „Wuff“ als Bestätigung aus.

„Früher waren Hunde grundsätzlich draußen und an der Kette mit Hundehütte“. Die Oma hatte ihre klare Meinung dazu.

Wir räumten den Kaffeetisch ab und ich zog danach meine Winterjacke und Stiefel an und schnappte mir die Hundeleine.
„Auf geht’s Luxi“ Ich schnalzte mit der Zunge. Er kam gleich angerannt und wir beide verließen das warme Haus und marschierten durch den Schnee Richtung Wald. Es war traumhaft. Mich erfasste ein friedliches Weihnachtsgefühl und mit Lux an meiner Seite stapfte ich freudig durch die verschneite Winterlandschaft. Ich schmiss ihm Schneebälle zu und wir tollten durch die weiße Pracht. Ich hoffte natürlich auf den Wolf, aber es war weit und breit nichts von ihm zu sehen. Ich rechnete auch nicht wirklich damit. Wölfe waren scheue Wesen.

Nach ausgiebigen Spielen und als wir schon Richtung Hof unterwegs waren, kniete ich mich zu Lux runter und packte seinen großen Kopf in meine Hände.

„Lux, eins musst du mir noch versprechen. Bitte fang heute nicht zu jaulen an wenn wir singen, sonst fliegst du aus dem Haus, Weihnachten hin oder her“. mahnte ich ihn.

Unser Hund hatte noch eine etwas ungewöhnliche Vorliebe. Immer wenn er Gesang im Fernsehen, bei Mamas Musikabend mit ihren Landfrauen, usw. hörte, heulte er lautstark mit. Am Anfang fanden es alle witzig, aber nach einiger Zeit musste er aus dem Zimmer entfernt werden. Seine Ausdauer war unübertroffen und es klang einfach nur schauderlich.

Lux gab mir mit seiner feuchten Schnauze einen dicken Nasenstüber und stieß mich fast in den Schnee mit seinen Pfoten. Ich knubbelte ihn und als wir zurück in die warme Stube kamen war alles schon für das Abendessen vorbereitet.

Wir ließen uns die Würstel mit Kartoffelsalat schmecken und Lux bekam einen schönen Knochen mit noch viel Fleisch zum abnagen kredenzt.

Nach dem Aufräumen in der Küche verschwand jeder kurz um seine Geschenke unter dem Baum zu legen und als wir alle im Wohnzimmer versammelt waren, zündeten wir die Kerzen auf dem Christbaum an. Die Bescherung war wie immer ein wundervoller Brauch den wir alle liebten und ausgiebig zelebrierten. Dann wollten wir als musikalische Familie Weihnachtslieder singen.
Unser Höhepunkt eines festlichen Abends.

Mama holte ihre Zitter hervor, ich meine alte Gitarre und wir stimmten unser erstes Weihnachtslied an. Ich schaute kurz zu Lux, der noch friedlich unter der Eckbank lag.
Wir wollten mit „Alle Jahre wieder“ beginnen
Kaum hatten wir losgelegt, setzte sich Lux in Position und fing an zu jaulen.
So herzzerreißend und unmusikalisch wie es nur ein Hund fertig bringt.

Wir hörten plötzlich alle auf zu singen. Draußen in der Dunkelheit war ein Heulen in Lux Gejaule mit eingefallen. Es war eindeutig der Wolf. Wir konnten es nicht glauben. Lux und der Wolf heulten um die Wette. Lux wurde es wohl auch bewusst und er stellte seinen Gesang ein. Das ferne Heulen des Wolfs ließ ihn erstarren. Mit großen Augen wie eine Eule sah er aus dem Wohnzimmerfenster in die stille Nacht. Dann verkroch er sich mit eingezogenem Schwanz winselnd unter die Eckbank.

Das Heulen des Wolfs hörte ebenfalls schlagartig auf. Wir staunten alle nicht schlecht. Es gab ihn also doch und Lux fürchterliches Jaulen hat ihn anscheinend animiert mit zumachen.
Alles Zureden half nichts, unser Hund traute sich den ganzen Heiligen Abend nicht mehr aus seinem Versteck hervor und auch als wir zur späten Stunde die Kerzen ausbliesen und ins Bett gingen, rührte sich Lux nicht mehr von der Stelle. Ich kraulte ihn am Ohr. „Keine Sorge, der böse Wolf ist weit weg und tut dir sicher nix, fröhliche Weihnachten trotzdem Luxibär“

Seit diesem Abend hörte auch Lux Gejaule bei Musik aller Art auf. Es war, als hätte er Angst den Wolf herbeizurufen und sein Instinkt warnte ihn davor. Meiner Familie war es recht und der Wolf wurde auch nie gesehen und auch nicht mehr gehört. Für uns alle ein denkwürdiger heiliger Abend.
Wir hatten doch tatsächlich einen Weihnachtswolf in unserer Mitte.

In liebevoller Erinnerung an den Kettenhund Lux, im Dorf meiner Oma, den ich als Kind oft bedauert habe.

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